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Victor von Scheffel

Der Trompeter von Säckingen

Victor von Scheffel
In Gengenbach wohnte der Großvater des Dichters, Magnus Scheffel. Er war der letzte Oberschaffner der Reichsabtei. Der Dichter Viktor von Scheffel war viel zu Gast bei seinem Großvater. Victor studierte von 1843 bis 1847 Jura in München, Heidelberg und Berlin. Er arbeitete bis 1853 im Staatsdienst, dann unternahm er Reisen als freier Schriftsteller und Maler. Von 1857-1859 war er Bibliothekar in Donaueschingen, 1863 in Meersburg bei Freiherr von Laßberg und dem Großherzog von Sachsen-Weimar auf der Wartburg. 1865 wurde er sächsischer Hofrat. Ab 1872 lebte er krank auf der Mettnau. Scheffel starb am 9.4.1886 in Karlsruhe.


(AUSZUG)
Wie jung Werner in den Schwarzwald einreitet.

Auf zum Schwarzwald schwingt mein Lied sich,
Auf zum Feldberg, wo das letzte
Häuflein seiner Berggetreuen
Trotzig fest nach Süden schauet
Und bewehrt im Tannenharnisch
Grenzwacht hält am jungen Rhein.
Sei gegrüßt mir, Waldesfriede!
Seid gegrüßt mir, alte Tannen,
Die ihr oft in euren Schatten
Mich, den Müden, aufgenommen.
Rätselhaft verschlungen senkt ihr
In der Erde Schoß die Wurzeln,
Kraft aus jenen Tiefen schöpfend,
Deren Zugang uns verschlossen.
Und ihr neidet nicht des flücht'gen
Menschenkindes flüchtig Treiben,
Lächelnd nur – zur Weihnachtszierde
Schenkt ihr ihm die jungen Sprossen.
Auch in euren Stämmen lebt ein
Stolzes selbstbewußtes Leben,
Harzig Blut zieht durch die Adern,
Und es wogen die Gedanken
Schwer und langsam auf und nieder.
Oft sah ich die zähe, klare
Träne eurer Rind' entquellen,
Wenn im Forst ein rauher Axthieb
Frevelnd die Genossin fällte!
Oft auch hört' ich eurer Wipfel
Geisterhaft Zusammenflüstern,
Und es zog mir durch die Seel' ein
Süß geheimnisvolles Ahnen.
Zürnt drum nicht, wenn hell mein Sang jetzt
Einzieht in das Waldrevier. –

Lieder jung Werners.
Die Raben und die Lerchen
Sind gar verschiedner Art,
Ich kann mein' Freud' nicht bergen,
Daß ich kein Schreiber ward.
Die Welt ist nicht von Leder,
Im Tannwald wächst kein Stroh,
Als lustiger Trompeter
Blas ich halli, hallo!
Das jubelt, schallt und lärmet,
Das ist ein hell' Getön:
Wer sich des Klanges härmet,
Der mag ins Kloster gehn.
Und regnet's einmal Tinte,
Und schneit's mit Streusand drein,
Dann reut mich meine Sünde,
Dann laß ich's Blasen sein.

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