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Mark Twain

Gerippe des Schwarzwaldromans

Mark Twain, der in Amerika mit seinem Verlag pleite ging und deshalb Vortragsreisen nach Europa unternahm, führte zu dem "faden" Baden-Baden weiter aus: " Ich habe mit vielen Leuten gesprochen und sie waren sich alle darin einig. Drei Jahre hatte ich dauernd rheumatische Schmerzanfälle, aber der letzte verschwand, nachdem ich vierzehn Tage dort gebadet hatte. Ich glaube fest daran, daß ich meinen Rheumatismus in Baden-Baden gelassen habe. Er steht Baden-Baden gern zur Verfügung."

Und außerdem schrieb er noch das Gerippe eines Schwarzwaldromans.

Auszug aus: „Mark Twain bummelt durch Europa“
Reicher alter Bauer namens Huß. Großes Vermögen in Mist geerbt und durch Fleiß vergrößert. Es hat im Baedeker zwei Sterne. Der Schwarzwaldkünstler malt es - sein Meisterwerk. Der König kommt, es zu besichtigen. Gretchen Huß, Tochter und Erbin. Paul Hoch, junger Nachbar, Bewerber um Gretchens Hand - angeblich; in Wirklichkeit will er den Mist. Hoch besitzt selbst eine ganze Anzahl Wagenladungen der Schwarzwaldwährung und ist deshalb eine gute Partie; aber er ist habgierig, niederträchtig und bar aller Empfindsamkeit, während Gretchen ganz Gefühl und Poesie ist. Hans Schmidt, junger Nachbar, voll Gefühl, voll Poesie, liebt Gretchen; Gretchen liebt ihn. Aber er hat keinen Mist. Der alte Huß verbietet ihm das Haus. Sein Herz bricht, er geht fort, um in den Wäldern zu sterben, fern der grausamen Welt - denn er sagt bitter: »Was ist der Mensch ohne Mist?«
(Es verstreichen sechs Monate.)
Paul Hoch kommt zum alten Huß und sagt: »Endlich bin ich
so reich, wie Ihr es verlangt habt - kommt und schaut Euch den Haufen an.« Der alte Huß besichtigt ihn und sagt: »Es reicht, nimm sie und sei glücklich«, womit er Gretchen meint.
(Es verstreichen zwei Wochen.)
Hochzeitsgesellschaft im Salon des alten Huß; Hoch ist
ruhig und zufrieden, Gretchen weint über ihr hartes Los. Der Oberbuchhalter des alten Huß tritt auf. Huß sagt grimmig: »Ich gab dir drei Wochen Zeit, um herauszufinden, warum deine Bücher nicht stimmen, und um zu beweisen, dass du kein Betrüger bist; die Zeit ist um - bringe mir das fehlende Vermögen, oder du wanderst als Dieb ins Gefängnis.« Buchhalter: »Ich habe es gefunden.« - »Wo?« Buchhalter (streng - pathetisch): »Im Haufen des Bräutigams ! - Seht den Dieb - seht ihn erbleichen und zittern!« (Sensation.) Paul Hoch: »Verloren, verloren!« - fällt ohnmächtig über die Kuh und wird mit Handschellen gefesselt. Gretchen: »Gerettet!« - fällt vor Freude ohnmächtig über das Kalb, wird aber in Hans Schmidts Armen aufgefangen, der in diesem Augenblick herein springt. Der alte Huß: »Was, du hier, Schurke?, lass das Mädchen los und scher dich aus dem Haus.« Hans (stützt noch immer das bewusstlose Mädchen): »Niemals! Grausamer alter Mann, wisset, dass ich mit Ansprüchen komme, die selbst Ihr nicht verachten könnt!« Huß: »Was, du? Nenne sie.«
Hans: »So höret. Die Welt hatte mich aufgegeben, ich gab
die Welt auf. Ich irrte in der Einsamkeit des Waldes umher, sehnte mich nach dem Tode und fand ihn nicht. Ich nährte mich von Wurzeln, und in meiner Verbitterung grub ich nach den bittersten und verachtete die süßeren Sorten. Vor drei Tagen stieß ich beim Graben auf eine Dungader - eine Golconda, eine unendliche Bonanza reinen Dunges. Ich kann euch alle aufkaufen und habe noch Bergketten von Dung übrig! Haha! Nun lachet!« (Ungeheure Erregung.) Proben aus der Mine werden vorgezeigt. Der alte Huß, begeistert: »Weckt sie auf, schüttelt sie wach, edler junger Mann, sie ist Euer!« Hochzeit findet auf der Stelle statt; Buchhalter wird wieder in Amt und Bezüge eingesetzt; Paul Hoch wird in den Kerker abgeführt. Der Grubenkönig des Schwarzwaldes erreicht ein gesegnetes hohes Alter, beglückt von der Liebe seines Weibes und seiner siebenundzwanzig Kinder und dem noch süßeren Neid der ganzen Umgebung.

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